Deutschland-Ticket: Warum nicht als Tages- & Wochenkarte?
Große Verbesserung für alle monatlichen Dauernutzer
Mit dem Deutschlandticket ist dem öffentlichen Nahverkehr in Deutschland ein bedeutender Schritt gelungen: Die Einführung eines einheitlichen Tickets für alle Nah- und Regionalverbindungen im gesamten Bundesgebiet. Was lange Zeit als kompliziertes, regional zersplittertes Tarifsystem galt, wurde für alle Monatsfahrer durch eine einfache Flatrate ersetzt.
Bis zur Einführung des Tickets mussten Fahrgäste häufig die jeweiligen Tarife unterschiedlicher Verkehrsverbünde verstehen und dann die entsprechenden Tickets kaufen - zu unterschiedlichen Preisen und mit abweichenden Regelungen. Das Deutschlandticket durchbricht diese Grenzen. Unabhängig davon, ob man in München, Hamburg oder auf dem Land unterwegs ist. Es gilt dasselbe Ticket - bundesweit.
Gerade für Pendlerinnen und Pendler, Studierende sowie Reisende, die regelmäßig in mehreren Regionen unterwegs sind, bietet das Deutschlandticket eine enorme Erleichterung. Das bisherige Durcheinander aus Übergangstarifen, Kombitickets und Preisstufen wurde zumindest für monatliche Abonnenten deutlich reduziert.
Keine Klarheit bei Kurzzeitkarten
Trotz der positiven Entwicklungen beim Deutschlandticket bleiben viele Fragen offen - besonders für Gelegenheitsfahrer. Wer nur für einen Tag oder eine Woche unterwegs ist, profitiert bisher nicht von einem vergleichbar einfachen bundesweit gültigen Angebot.
Tages- oder Wochenkarten, sowie Gruppentickets werden weiterhin regional in den über 60 Verkehrs- bzw. Tarifverbünden geregelt. So ist eine Tageskarte in München etwas anderes als in Köln - nicht nur im Preis, sondern auch in der zeitlichen Gültigkeit, bei Mitnahmeregeln oder der Anerkennung durch angrenzende Verbünde. Wer in mehreren Städten unterwegs ist oder etwa eine kurze Urlaubsreise mit Bahn und Bus plant, muss sich weiterhin mit den alten Strukturen auseinandersetzen.
Besonders problematisch ist dies für Gelegenheitsnutzer, Touristinnen und Touristen oder Menschen, die den ÖPNV nur unregelmäßig nutzen. Während sie beim Deutschlandticket mit einem relativ hohen Monatspreis konfrontiert sind, fehlt es an attraktiven Kurzzeit-Alternativen mit einer einheitlichen Tarifstruktur beziehungsweise einem einheitlichen Tarif. Das kann dazu führen, dass das Auto - trotz höherer Kosten und Umweltbelastung - aus Bequemlichkeit bevorzugt wird.
Zeit für flexible Ergänzungen
Die Einführung des Deutschlandtickets war ein Meilenstein - doch es sollte nicht das Ende der Entwicklung sein. Vielmehr wäre es sinnvoll, das Angebot um kurzfristige, flexible Ticketmodelle zu ergänzen, die auf dem gleichen Prinzip beruhen: Einfach, einheitlich und bundesweit gültig. Digital wie analog verfügbar.
Ein bundesweites Tagesticket etwa könnte besonders für Touristen, Wochenendreisende oder Gelegenheitsfahrer attraktiv sein. Auch eine bundesweit gültige Wochenkarte für 19 oder 29 Euro wäre denkbar - als Alternative für Menschen, die temporär pendeln oder unterwegs sind.
Zudem dienen solche Angebote als idealer Einstieg in den ÖPNV: Wer gute Erfahrungen mit einem einfachen Kurzzeitticket macht, entscheidet sich womöglich später für das Deutschlandticket als Monatsabo. Damit würde auch die langfristige Bindung an den öffentlichen Verkehr gestärkt.
Schließlich wäre auch die soziale Komponente nicht zu vernachlässigen. Da Kurzzeittickets sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, könnten einkommensschwächeren Menschen, die sich ein Monatsabo nicht leisten können oder nicht benötigen, einen besseren Zugang zur Mobilität verschaffen.
Fazit
Das Deutschlandticket hat den ÖPNV in Deutschland ein gutes Stück vorangebracht - vor allem durch seine einfache und bundesweite einheitliche Gültigkeit. Doch während Monatskunden profitieren, bleibt die Situation für Gelegenheitsnutzer unübersichtlich. Wenn Bund, Länder und Verkehrsunternehmen es ernst meinen mit einem attraktiven öffentlichen Verkehr, sollten sie jetzt den nächsten Schritt gehen: Die Einführung klarer, deutschlandweit, oder mindestens regionaler bzw. bundeslandweiter gültiger Kurzzeitangebote. Denn nur mit einem durchgängigen, einfachen und flexiblen Tarifsystem wird nachhaltige Mobilität für alle einfach nutzbar und dadurch. Von den bürokratischen Einsparungspotenzialen noch gar nicht zu denken.