Kommentar: Die Konsequenz der (In)-Konsequenz
Der Bahnchef, Richard Lutz, wurde entlassen. Endlich. Etwas ist passiert. Schleppend, aber richtig.
Es ist 2025, die Pünktlichkeitswerte des DB Fernverkehrs sinken unaufhaltsam der 50% Linie entgegen. DB Cargo schreibt immense Verluste. Das deutsche Schienennetz gleicht eher einem chaotischem Frontschaubild als einer strukturierten Abfertigung.
Allein zu tun hat das sicherlich nicht nur mit einem umfassendem Missmanagment durch die Person Richard Lutz sondern sicherlich liegt die Schuld der aktuellen Schieflage auch bei vielen offiziellen Entscheidungsträgern der letzten 10 Jahre - vom Verkehrsministerium bis zum Kanzleramt. Nun hat sich der neue CDU Verkehrsminister getraut. Nach 100 Tagen Amtszeit hat er die Reisleine gezogen, die politische Starre aufgelöst und einen neuen Impuls für das System Schiene und die Mobilität in Deutschland und Europa eingeleitet. Dieser Schritt war lange überfällig gewesen und ist definitiv der richtige.
Lutz-Entlassung stärkt Wirtschaftskompetenz der aktuellen Regierung
Die Relevanz der Kündigung liegt vor allem in der direkten Verknüpfung dieses Amtes mit der Politik. Bekanntermaßen ist die Deutsche Bahn eine Aktiengesellschaft mit 100% Anteilen durch den deutschen Staat. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG wird geführt durch das Bundesverkehrsministerium und dessen Minister. Dieser wiederum ist Teil des Kabinetts des jeweiligen Kanzlers oder Kanzlerin. Daher die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Signifikanz. Performt die Bahn schlecht, dann steht auch der Staat schlecht da. Performt sie gut, dann sind die „Bürger“ zufrieden.
Bauernopfer notwendig - Nachfolger/in vor notwendigen Einschnitten
Hat Lutz nur einen schlechten Job gemacht? Viel mehr ließ er sich zu lange leblos treiben und hat erst zum Ende seiner Amtszeit wegweisende richtige Schritte eingeleitet. Sei es die Trennung von DB Arriva oder DB Schenker, oder die Einführung eines Sanierungsprgramms. Das Handeln hat er jedoch zu spät angefangen. Die Ordnung in das Unternehmen mit weltweit mehr als 330.00 Mitarbeitern, mehr als 200.000 allein in Deutschland zu bringen, das schleifte zu lang.
Die Aufgabe der nachfolgenden Person wird es sein, eine klare Trennung in das Unternehmen als auch in den Schienenmarkt selbst zu bringen. Innerhalb des Unternehmens steht die Trennung zwischen den gesellschaftwirtschaftlichen/ staatlichen und den privatwirtschaftlichen Geschäftsfeldern und deren Marktbearbeitung an. Im Markt ist eine zeitnahe Trennung der Infrastruktur aus dem Betrieb aus wirtschaftlicher, aber auch aus eigener Perspektive notwendig. Zum einen ist dies für ein erfolgreiches Abschneiden der einzelnen Geschäftsmodelle notwendig, zum anderen ist es nahezu unmöglich in einem Markt kompetitiv anzutreten den man selbst ausgestalten und aushalten muss.
Grosse Entlassungswelle droht falls Weichen nicht gelegt werden
Ein exemplarisches Beispiel für eine hinausgezögerte wirtschaftliche Reformpolitik ist aktuell bei der DB Cargo zu beobachten. Jahrelanger Stillstand bei technischen sowie produktspezifischen Weiterentwicklungen führen nun zu einem personellen Kahlschlag mit unklarer Marktperspektive. Während Logistiker nahezu vollautomatisierte Warenhäuser entwickeln wird bei DB Cargo ein Großteil der Waggons immer noch per Hand gekuppelt. Ebenso ist die Schiene angebotsseitig keine direkte Konkurrenz zum LKW, vor allem Bezug auf den Einzelwagenverkehr. Der LKW fährt bekanntermaßen direkt von Tür zu Tür. Der Zug hat seine Vorteile be schweren und großen Transporten, vor allem auf langer Distanz.
+ 10% durch funktionierende Bahn bei nächster Wahl
In einer sportlichen Analogie ausgedrückt. Wie lange darf jemand Trainer (Lutz) eines Team (DB) bleiben, wenn das Team nun schon mehrfach abgestiegen ist und grottige Leistung anbietet ohne das das Management (Regierung) eine Alternative verkündet? Beim Fußball gibt es Fans, in der Politik sind es Bürger. In einer Demokratie wählen Bürger die Regierung. Diese kann wechseln. Die Performance der Bahn beeinflusst die Wahl. Politik die nicht bewegt, die wird bewegt.