„BER International“ - mit Punkt-zu-Punkt und Bahn-Anbindung
Der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) hat 2024 rund 25,5 Mio. Passagiere abgefertigt – ein Plus von 10,4 % gegenüber 2023 und liegt damit auf klarem Wachstumskurs. Wohingegen der deutsche Flugmarkt mit den großen Flughäfen in Frankfurt, München und Düsseldorf vor allem in Süd-, Mittel- und Westdeutschland gut angebunden ist, gibt es für Nord- und Ostdeutschland noch verfügbares Potenzial. Im mitteleuropäischen Vergleich steht Berlin aktuell vor Prag (2023: 13,8 Mio.) und über dem Niveau, das Warschau-Chopin 2024 mit 21,3 Mio. erreichte.
Geografie und Anbindung als Trumpf
Berlin liegt im Herzen Nord- und Osteuropas – nah an den Wirtschaftsräumen Norddeutschlands, Westpolens und Nordböhmens. Das macht den BER zu einem natürlichen Origin & Destination-Magneten mit einem großen Einzugsgebiet. Alleine rund 6 Mio. Einwohnern in Berlin/Brandenburg.
Anbindung als Wachstumshebel: Anders als Prag, das derzeit primär per Bus und Metro-Umstieg an die Innenstadt angebunden ist, verfügt der BER über einen Bahnhof inklusive Fernbahnsteigen am Terminal und ist in das deutsche Fern- und Regionalbahnnetz integriert. Der BER ist mehrfach stündlich über regionale ÖPNV Angebote mit der Innenstadt und dem Berliner Hauptbahnhof verbunden. Mit dem Fernverkehr besteht ein mehrmals tägliches Intercity Angebot über die Linie Rostock–BER–Dresden/Chemnitz. Abgesehen davon ist die Fernverkehrsanbindung, vor allem auch in Ost-West Hinblick, noch ausbaufähig. Das Potenzial für das Einzugsgebiet liegt dabei nicht nur im deutschen Raum wie Leipzig, Hannover, Magdeburg und auch Hamburg, sondern vor allem auch in Polen und Tschechien.
Warschau plant vor: Mit dem Centralny Port Komunikacyjny (CPK), einem neuen Mega-Drehkreuz-Airport samt Hochgeschwindigkeitsbahn, steigt Polen in das Rennen um einen internationalen Flughafen vor den Toren Warschaus ein. Eröffnung 2032.
Internationale Relevanz - nicht nur durch Hub Airline
Berlin besticht aktuell mit 148 nationalen und internationalen Zielen. Knapp 70 Fluggesellschaften bedienen den BER mit Ryanair als größter Airline. Bezüglich Destinationen besteht am BER eine starke Fokussierung auf nationale und inter-europäische Angebote, stark bedient durch Low-Cost Carrier. Beim Netz und der Langstrecke wächst der BER auf den europäischen Kernrouten dynamisch (u. a. Amsterdam, Paris, Zürich). Auf der Fernstrecke gibt es vereinzelt Punkt-zu Punkt Verbindungen u. a. nach New York sowie in den Nahen Osten/Asien.
Eine relevante, international agierende Airline mit Berlin als Hub ist derzeit nicht in Sicht. Seit der Insolvenz von Air Berlin ist der Großraum Berlin ohne ansässige Hub-Airline. Eine solche ist hilfreich um Berlin als einen Umstiegs- und international relevanten Flughafen zu etablieren. Aktuell scheint es, auch trotz der Platzhirsch-Probleme für die Condor durch die Lufthansa in Frankfurt, nicht danach, dass sich eine solche in naher Zukunft ansiedeln wird. Eine Erweiterung und Verbesserung der Punkt-zu-Punkt Verbindungen und damit einhergehende umzusetzende Infrastruktur Notwendigkeiten wie zusätzliche internationale Gates sind daher die Realität.
Politik muss Hausaufgaben erledigen
Nicht nur dürfen deutsche Standorte weiterhin durch Wettbewerbsnachteile gebremst werde, sondern müssen auch die Vergleichabrkeiten bei der staatlichen Unterstützung mit andern Verkehrsmitteln transparent aufgezeigt und harmonisiert werden. Aber auch die ganz einfache bürokratische Realität muss an die Realität angepasst werden und als Chance gesehen werden. Beispielsweise bremsen die strengen Nachtflugregeln in Berlin die Möglichkeit als Hub-Standort aus. Am BER gilt aktuell ein Nachtflugverbot ca. 23:30–05:30 (mit begrenzten Ausnahmen). Das schützt Anwohner, erschwert aber Wellenstrukturen und „Tight Connections“. In Berlin wird eine Flexibilisierung diskutiert – ein politischer Hebel, der bei behutsamer Ausgestaltung Kapazität für Umsteiger öffnen könnte, ohne den Lärmschutz zu opfern.
Für Berlin heißt das: Jetzt Position sichern – über Netzqualität und mehr direkte Bahn-Zubringer, auch aus Polen und Tschechien.